Dainese D-Air Weste

Seit meiner unverschuldeten Begegnung mit einem PKW beim Spurwechsel in der Innenstadt, reifte bei mir der Gedanke an eine Airbag-Weste.
Spätestens seit der Toskana Tour im Mai 2019, auf der fast jeder 10. Teilnehmer mit einer Airbag-Weste unterwegs war, stand für mich fest, das ich mir so was eigentlich auch zulegen könnte.

Da ich kein großer Freund von Verkabelungen zwischen Fahrer und Fahrzeug bin (selbst das Funkgerät anno 2008 hatte eine BT-Verbindung zum Headset !) und selbstverständlich mein Headset im Helm über BT mit dem Zumo verbunden ist, möchte ich demzufolge auch keine Weste mit Reißleinenverbindung zum Motorrad haben.

Leider waren derartige Systeme bis Mitte 2019 relativ teuer (ca. 1.200 €) und brauchten mitunter noch eine Elektronikbox, welche in den Kabelbaum des Fahrzeugs mit der ECU verbunden wurde (zwecks Erfassung der Sensoren am bzw. im Fahrzeug).
Da summierte sich zu den Anschaffungskosten dann noch der Einbau durch eine Fachwerkstatt dazu…

Glücklicherweise waren die Damen & Herren bei Dainese mit ihren über 20 Jahren Erfahrung in der Entwicklung von Airbag-Systemen auf dem Motorrad (bzw. am Fahrer) nicht untätig und konnten für die zweite Jahreshälfte eine Weste zum drunter oder drüber ziehen mit integriertem elektronischen Airbagsystem zu einem attraktiven Preis anbieten.

Rein von den technischen Daten und der Produktvorstellung seitens Dainese, sagte mir das Teil sofort zu.
Akkulaufzeit mit einer Ladung von 22 Stunden und nur 5 Stunden für eine komplette Ladung von 0 auf 100%.
Ok, der Akku ist „fest“ verbaut und kann nicht ohne weiteres vom Nutzer gewechselt werden.
Ein kompletter Austausch der internen Elektronikbox samt Akku schlägt bei Dainese mit 250 € zu Buche (das wird auch fällig, wenn die Weste mal ausgelöst haben sollte).

Wer 2019 eine der wenigen im Handel erhältlichen Westen haben wollte, musste sich auf Wartelisten einschreiben und eine Anzahlung leisten.
Wollte ich nicht und da im August klar war, das es mit der Weste bis zum September-Alpen-Urlaub nix mehr wird, konnte ich auch bis zur nächsten Saison mit der Anschaffung warten.

Im Februar 2020 startete ich dann den nächsten Anlauf…
Da war die Lage deutlich entspannter und der Dainese-Shop hatte nicht nur Musterwesten zum probe tragen, sondern auch eine in meiner Größe im Lager hängen.
In weiser Voraussicht hatte ich mit meine Motorradjacke und meinen Rückenprotektor (jep, den wollte und werde ich weiterhin auch noch unter der Weste tragen) mit zum Shop gebracht.
Bei der Jacke sei gesagt, das hier beim tragen der Weste unter der Jacke ein Spielraum von ca. 5 cm innerhalb der Jacke vorhanden sein muss (die Jacke sollte sich im geschlossenen Zustand ca. 5 cm weit vom Körper wegziehen lassen).
Dainese gibt an das die Weste auch über der Jacke getragen werden kann.
Für mich persönlich fällt diese Option weg, da die Weste aus einem nicht sehr festen und stabilen Stoff besteht.
Wenn ich da an die diversen Steinschläge, Insekteneinschläge und sonst noch was auf den Touren denke (inkl. Kuhscheiße von Hinterrad des voraus fahrenden Bikers), dann würde ich der Weste kein langes Leben voraussagen.

Ein weiterer Punkt ist die Reinigung der Weste…
Laut Dainese darf die weder gewaschen, noch von Hand mit Reinigungsmitteln oder Bürsten gereinigt werden.
Lediglich mit einem feuchten Tuch vorsichtig abwischen ist o.k.
Wenn es mehr sein soll (also etwas mehr Feuchtigkeit beim reinigen), dann muss vorher die Elektronikbox samt Innereien ausgebaut werden (kann man selber machen, ….oder besser auch sein lassen), wobei die LED-Vibrationseinheit auf der Brust an der Weste verbleibt und das zugehörige Anschlusskabel der Einheit laut Bedienungsanleitung in eine Plastiktüte wasserdicht verpackt werden soll.

Besser also man schützt die Weste vor Umwelteinflüssen beim fahren und trägt sie unter der Jacke.
Da trägt sie sich auch wirklich bequem und unauffällig.
Beim fahren spürt man sie nicht und es drückt, zwickt und stört auch nichts in der Bewegungsfreiheit.
Feedback über die aktuelle Funktion der Weste bekommt der Träger dann via des Vibrationsmoduls in der Signaleinheit auf der linken Brust (die Status LED ist ja beim tragen der Weste unter der Jacke nicht zu sehen).
Auch das funktioniert hervorragend und sollte selbst für Techniklaien kein Problem darstellen (die sehr ausführliche Anleitung gibt Aufschluss über die verschiedenen Farben der LED und deren Bedeutung (parallel dazu die Vibrationen aus dem gleichen Modul).

Wenn wir schon beim „aktivieren“ der Weste sind…
Sie funktioniert nur vollumfänglich, wenn das Fahrzeug unterm Fahrer/in kein E-Motorrad ist !
Im Normalfall schützt die Weste beim Sturz ab einer Geschwindigkeit von mindestens 10 km/h (sie erkennt dabei Auffahrunfälle, Lowsider, Highsider und seitliche Stürze).
Dabei kommen Radarsensoren, GPS-Sensoren und Vibrationssensoren innerhalb der Weste zum Einsatz.
Die Auswertung der Sensoren geschieht dabei ca. 1000 mal pro Sekunde.
Unterhalb von 10 km/h schützt die Weste auch bei stillstehenden Fahrzeug wenn z.B. an der Ampel einer von hinten auffahren sollte.
Allerdings schützt sie unterhalb von 10 km/h nur dann, wenn das Fahrzeug einen Verbrennungsmotor hat.
Das hängt damit zusammen, das die Weste nach dem anziehen und dem schließen des oberen Magnetverschlusses (die Weste wird hauptsächlich über einen Reißverschluss geschlossen) zwar eingeschaltet ist, aber sich noch nicht aktiviert hat (dies soll Fehlauslösungen z.B. am Bikertreff an der Theke verhindern).
Die „scharf Schaltung“ erfolgt dann erst über das starten des Motors am Bike (dafür muss der Träger der Weste AUF dem Motorrad sitzen).
Sobald die Weste die Vibrationen des Motors „spürt“, wechselt sie die Betriebsart und ist Aktiv (sie schützt jetzt schon im stand und zusätzlich ab 10 km/h dann auch Fahrer von E-Bikes, welche aufgrund der nicht vorhandenen Vibrationen im Stand keine Schutzwirkung durch die Weste haben).

Bisher hat das mit dem aktivieren und deaktivieren der Weste immer problemlos funktioniert.
Die Weste hat das Starten und Stoppen des Motors jeweils zuverlässig erkannt.
In der Praxis bedeutet das, ich kann mit dem Bike zum tanken fahren, stoppe den Motor, steige ab und die Weste schaltet in den Bereitschaftsmodus (hier würde keine Auslösung erfolgen).
Dabei kann die Weste die ganze Zeit unter der Jacke im eingeschalteten Zustand getragen werden.
Eine scharf Schaltung erfolgt nur beim starten des Motors und/oder bei Geschwindigkeiten ab 10 km/h.

Noch was zum Thema laden und allgemein zum Anschluss der Weste…
Geladen wird sie über einen USB-Anschluss (Micro USB) am unteren Ende auf der Rückseite.
Dort befindet sich unter einem Reißverschluss eine Klett-Lasche und unter dieser Lasche ist wiederum eine Gummi Abdeckug über dem USB-Port angebracht (Regenschutz).
Der USB-Port dient nicht nur zum laden der Weste, sondern auch zur Verbindung mit dem PC (die zugehörige Software von Dainese gibt es nur in PC-Versionen, nicht als Smartphone App !).
Angeschlossen an den PC kann mittels der Software der Ladezustand der Weste angezeigt werden (wie beim Smartphone), was sonst nur über die LED beim einschalten über farbige Blinkcodes visualisiert wird.
Die Software wird auch zur erstmaligen Registrierung der Weste benötigt.
Ohne diese Registrierung ist die Weste nicht Nutzbar (sie würde sich nicht einschalten lassen bzw. sie schaltet sich nicht scharf).
Mittels der Software können ggf. auch Firmwareupdates auf die Weste gespielt werden.

Ein wichtiger Punkt ist noch der „Shipping Mode“ der Weste.
Dieser Modus soll ein versehentliches einschalten der Weste beim Transport verhindern.
Dies würde z.B. geschehen, wenn sich unabsichtlich der Magnetverschluss am Kragen schließt, was die Weste einschalten würde.
Der „Shipping Mode“ kann auf zwei Arten aktiviert werden.
Einmal mittels der Software (hier kann der Modus ein und ausgeschaltet werden).
Und einmal mittels einer Büroklammer (gerade gebogen), welche in ein klitzekleines Loch neben dem USB Port gesteckt wird.
Dort befindet sich ein kleiner Micro Taster, über den der Modus ein und ausgeschaltet werden kann (ganz ohne PC).

Soweit erst mal zur Weste.
Ich denke das ich im Laufe der Saison ggf. noch was dazu schreiben werden und meine Erfahrungen hier niederschreibe.

Abschließend noch ein paar Bilder der Weste.

Die Weste im Transportsack von vorne
Die Weste im Transportsack von hinten
Mitgeliefertes Zubehör (USB-Kabel und Bedienungsanleitung) in den Taschen
Die Weste von vorne
Die Weste von hinten
Magnetverschluss zum ein und ausschalten der Weste
Kombiniertes LED und Vibrationsmodul
USB Port am unteren Ende der Weste

4 thoughts on “Dainese D-Air Weste”

  1. Guter Bericht.
    Ich trag die Weste auch auf dem S-Pedelec.

    Der USB ist USB-C und nicht Mikro-USB.

    Da die Weste aussen getragen werden kann, ist sie auch wasserverträglich. Ich trage sie aussen, ohne zus. Rückenprotektor.
    Wenn es arg wird,
    geht sie zum Service zu Dainese , die machen die schon wieder schick.

    1. Stimmt, ist ein USB-C Anschluss an der Weste.
      Danke dir für den Hinweis.

      Mittlerweile gibt es eine „überarbeitete“ Version der Weste, welche aus einem anderen Material (an der Oberfläche) besteht.
      Dieses scheint deutlich robuster und unempfindlicher zu sein.
      Auch wurde der Magnetschalter um einen zusätzlichen Druckknopf erweitert, welcher bei nicht Benutzung die Lasche mit dem Magneten fixieren soll (um ein unbeabsichtigtes schließen zu unterbinden).
      Bei meiner Weste ist anstelle des Druckknopfes lediglich ein zusätzlicher Magnet eingenäht, an welchem die Lasche dann angelegt werden kann.

  2. Saluti

    DANKE!

    „Der “Shipping Mode” kann auf zwei Arten aktiviert werden.
    Einmal mittels der Software (hier kann der Modus ein und ausgeschaltet werden).
    Und einmal mittels einer Büroklammer (gerade gebogen), welche in ein klitzekleines Loch neben dem USB Port gesteckt wird.
    Dort befindet sich ein kleiner Micro Taster, über den der Modus ein und ausgeschaltet werden kann (ganz ohne PC).““

    –> Das mit dem Microschalter steht weder im Manual, noch auf der offiziellen Daninese website (habe es jedenfalls nicht gesehen). DANKE nochmals.

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